Pierre Fauchard gilt als der Vater der Zahnmedizin. Er wurde 83 Jahre alt, was für damalige Verhältnisse sehr alt ist. Möglicherweise hat ihm persönlich sein Wissen über die Zahngesundheit dabei geholfen.
Fauchard wurde am 2. Januar 1678 in Saint-Denis-de-Gastines geboren und starb am 21. März 1761 in Paris. ) 1728, im Alter von 50 Jahren, schuf er die Zahnheilkunde als Sonderfach. Wie kam es dazu? Bereits mit 15 trat er der Marine bei und konnte viel vom Stabsarzt des Königs, Alexandre Poteleret, lernen. Unter Seeleuten waren Zahnerkrankungen sehr häufig und vor allem auf die schlechte Ernährung zurückzuführen. Skorbut war eine Seefahrerkrankheit, die auch zum Zahnausfall führte. Seine reichhaltigen Erfahrungen, seine gute Beobachtungsgabe, haben ihn geprägt und ein zweibändiges Lehrbuch Le chirurgien dentiste verfassen lassen. Das Werk aus dem Jahre 1728 gilt als erste vollständige Abhandlung über diesen Teilbereich der Medizin. Fauchard ist damit der Erfinder der Bezeichnung dentiste, welche unter anderem im Französischen und im Englischen zur Bezeichnung von Zahnärzten wurde.
Als der Friseur noch Zähne zog …
Neben der Marine dürfte auch seine erste Frau ihren Einfluss auf Fauchard geltend gemacht haben: Marie Anne Le Febvre (*1662; †1729) war die Witwe des Pariser Chirurgen Jan David. Das an Jahren ungleiche Paar heiratete 1699 in der Kirche Notre Dame. Marie Anne war 16 Jahre älter und dürfte den Hausstand ihres ersten Mannes mit in die Ehe gebracht haben, darunter bestimmt auch eine Bibliothek mit Fachbüchern und medizinisches Gerät.
Im Alter von 40 Jahren gründete Fauchard seine Zahnarztpraxis in Paris. Er hob sich damit von den vielen Barbieren ab, die zu dieser Zeit ein Monopol aufs Zahnziehen hatten. Wer damals in Europa über Zahnschmerzen klagte, hatte keine Wahl, es gab nur die Extraktion als Maßnahme. Man ging dann zum Barbier. War der Zahn einmal weg, gab es kein Zurück mehr. Vor allem aber machten die von Fauchard als Scharlatane gebrandmarkten Barbiere keine gute Werbung für den Erhalt der Zahngesundheit, sie zogen die Zähne in der Öffentlichkeit, einem Theater gleich, sozusagen eine kleine Hinrichtung. Zu dieser Zeit wurden auch Todesstrafen öffentlich vollstreckt und dienten neben der Abschreckung der Volksbelustigung. Einer der „großen“ Barbarie, Le Grand Thomas, der auf der Pont Neuf mit großem schauspielerischen Talent die Zähne zog, war daher einer der größten Konkurrenten Fauchards, der das Ziehen von Zähnen in andere Bahnen lenken wollte. Nicht umsonst konsultieren ihn zunehmend Mediziner anderer Fachbereiche, darunter den Chirurgen François Gigot de la Peyronie und Denis Dodart. Letzterer war Leibarzt des Königs Ludwig XIV. gewesen. Der Sonnenkönig war 1715 nach 72 jähriger Herrschaft gestorben. Sicher auch ein Beleg für seine guten Ärzte.
Menschen wie Fauchard dürften früh erkannt haben, dass es einen Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung, gesunden Zähnen und gesegnetem Alter gab.