Zähneputzen ist gut fürs Herz

Wer beim Zähneputzen ein Liedchen trällert – bitte nur in Gedanken, sonst spritzt die Zahncreme auf den Badezimmerspiegel und gibt eine richtige Sauerei – lebt länger, so die steile These von mir, dem Zahnarzt aus Spandau. Kurz: Wer singt, lebt länger. Eine alte Weisheit. Ob Singen beim Zähneputzen gut für die Zähne ist wurde meines Wissens noch nicht erforscht. Aber bei der Morgenlektüre meiner Berliner Tageszeitung stieß ich auf eine Studie, die einen Zusammenhang von Herz- und Zahngesundheit herstellt. Natürlich ist Zähneputzen wichtig, wer sie putzt ist auf der sicheren Seite. Das predoge ich als ZAhnarzt seit langem. Wer putzt, tut aber auch etwas für sein Herz. Darauf deutet eine südkoreanische Studie hin, deren Ergebnisse im Fachblatt „European Journal of Preventive Cardiology“ jetzt im Dezember 2019 veröffentlicht wurden.

Demnach haben Menschen, die sich mindestens dreimal am Tag die Zähne putzen, ein geringeres Risiko für Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienzen. Unsere Mundhöhle ist ein Tummelplatz für Bakterien. Ein Einfallstor in unseren Körper. Wird die Zahnreinigung vernachlässigt, können sich die Bakterien hier auch ansiedeln. In der Folge können Entzündungen entstehen, die zunächst Zähne und Zahnfleisch betreffen und dann über Nervenbahnen und Blutgefäße in den Körper wandern.

Der Zusammenhang zwischen Zahnhygiene und einer Reihe von Krankheiten ist schon seit längerem bekannt – etwa bei Lungen- und Herzentzündungen, Erektionsstörungen, Herzinfarkten und Schlaganfällen. Einen weiteren möglichen Zusammenhang ergab nun die besagte Studie der südkoreanischen Ewha-Frauenuniversität.

Starke Teilnehmerzahl!

Das Team um Tae-Jin Song nutzte für die Analyse die Datenbank des National Health Insurance System in Südkorea und konnte dadurch eine stattliche Zahl, nämlich 161.286 Datensätze von Teilnehmern zwischen 40 und 79 Jahren auswerten. Diese Gruppe wies in ihrer medizinische Vorgeschichte keine Herzprobleme auf. Bei einer Untersuchung wurden Daten zu Größe, Gewicht, Laborwerten, Krankheiten, Lebensstil, Mundgesundheit und Mundhygieneverhalten dieser Menschen erfasst. Durchschnittlich ein Jahrzehnt später wurde die Untersuchung wiederholt. Zu dem Zeitpunkt hatten 4911 der Teilnehmer (3 Prozent) ein Vorhofflimmern – also eine Herzrhythmusstörung – und 7971 (4,9 Prozent) eine Herzinsuffizienz entwickelt.

Gesünderes Herz durch Zähneputzen!

Auffällig dabei war, dass jene Teilnehmer, die sich dreimal oder öfter am Tag die Zähne putzten, ein um zehn Prozent geringeres Risiko für Vorhofflimmern und ein um zwölf Prozent vermindertes Risiko für Herzinsuffizienz hatten als jene mit einer schlechteren Mundhygiene. Auch wiederkehrende professionelle Zahnreinigungen wirkten sich positiv aus. Diese Ergebnisse zeigten sich unabhängig vom Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status, regelmäßiger Bewegung, Alkoholkonsum, Body-Mass-Index und weiteren Faktoren wie z.B. dem Bluthochdruck.

Eine Erklärung für den positiven Effekt liefert die Studie nicht. Die Forscher vermuten, dass regelmäßiges Zähneputzen Bakterien in den schwer erreichbaren Taschen zwischen Zahnfleisch und Zähnen reduziert – und damit verhindert, dass diese in den Blutkreislauf gelangen.

Natürlich beruht die Analyse nur auf Daten aus einem einzigen Land, das mit Südkorea im Vergleich zu Deutschland eine ganze Esskultur aufweist, aber die Stärke der Untersuchung ist auf alle Fälle die große Teilnehmerzahl. Die Zahl ist immerhin fast so groß wie die Einwohnerzahl von Potsdam!

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