Starben die Saurier durch Zähneknirschen aus?

Neue These: Die Saurier starben aus, weil sie zu stark mit den Zähnen geknirscht haben.

Ein gewagte These, doch womöglich endlich die Wahrheit: Unsere Vorgänger, die vor uns den Blauen Planeten beherrschten, sind durch ihr ausgeprägtes Zähneknirschen ausgestorben. Nacht für Nacht rieben sich vor allem die großen Raubsaurier ihren Zahnschmelz ab und verloren so die Fähigkeit des kraftvollen Zubeißens. Mit ihren geschundenen Zähnen mussten sie zwangsläufig verhungern. Die Pflanzenfresser aber verloren ihre Feinde, breiteten sich ungehemmt aus und sorgten dadurch für ein Massenhungern. Ganze Landstriche wurden leergefressen und zurück blieben nur Knochen der verhungerten Tiere. Amerikanische Wissenschaftler stießen kürzlich auf Spuren des Massenknirschens und brachte diese mit der Tatsache in Verbindung, dass schon viele Funde von Saurierzähnen starke Abriebspuren aufwiesen, die auch bei knirschenden Menschen zu beobachten sind. Ähnlich wie bei menschlichen Skeletten kann man heute durch spezielle Untersuchungen des Zahnapparates feststellen, wie sich der Zahnträger zu Lebzeiten ernährt hat und welche Zahnkrankheiten er hatte. Da es zur Zeit der Saurier noch keine Zahnärzte gab, müssen diese folglich über große Zahnschmerzen geklagt und im Ergebnis die Nahrungsaufnahme eingestellt haben. Ist das auch unser unausweichliches Schicksal: der Tod durch Knirschen oder können wir etwas dagegen tun?

Warum knirschen wir?

Zähneknirschen entsteht durch Stress. Eine Heilung gibt es leider nicht. Schienen können die Zahnsubstanz vor Abrieb schützen, ein “Ventil” im Leben, sei es Sport oder Yoga oder andere Entspannungsübungen bringen mehr Gelassenheit ins Leben.

Jeder fünfte ist ein Knirscher!

Viele unserer Patienten leiden unter Zähneknirschen. Die Störung gibt es bundesweit sehr häufig. Jeder fünfte Deutsche, so hat es vor kurzem das Wochenmagazin Focus gemessen, “malmt, reibt, presst oder drückt während der Nachtruhe mit den Zähnen.” Am häufigsten sind dabei Kinder betroffen. Erst mit zunehmendem Alter sinken die Zahlen, möglicherweise weil dann die Muskelkraft nachlässt. Von den jüngeren Erwachsenen knirschen noch sechs, bei den über 60-Jährigen sind es dann nur noch drei Prozent.

Knirschen ist unheilbar!

Zähneknirschen, zu diesem Schluss ist man nach neuesten Erkenntnissen gekommen, ist nicht heilbar. Früh eingreifen lohnt sich aber. Zahnärzte empfehlen schon beim ersten Verdacht, einen Kollegen aufzusuchen. Mit einer Aufbißschiene kann verhindert werden, dass die Betroffenen sich ihre gesunde Zahnsubstanz herunterschleifen. Viele merken nicht einmal, das sie betroffen sind, da sie ja selbst das Knirschen im Schlaf nicht wahrnehmen. Also ruhig einmal den Partner oder die Partnerin fragen. Die bekommen das ähnlich wie das Schnarchen schon mit, ob man mit den Zähnen knirscht. Das kann nämlich mitunter richtig laut werden.

Zu den Aufbißschienen zählen auch neuartige Vibrationsschienen, die auf dem sogenannten Biofeedback beruhen. Es gibt Steuerkreise in unserem Körper, die wir nicht bewusst steuern könne, dazu gehört zum Beispiel der Pulsschlag oder der Muskeltonus. Auch auf dem Gebiet der Diagnose tut sich etwas: Mussten sich Zahnärzte lange auf ihr Augenmaß verlassen, um herauszufinden, ob und wie schwer jemand mit den Zähnen knirscht, könnte dem Zahnarzt hierbei bald eine exakte Computeranalyse helfen. Die Technik beruht auf einer dünnen Folie, die der Patient in der Nacht trägt und das Muster des Malmens und den damit verbundenen Schweregrad aufzeichnet.

Natürlich Unfug: Die Saurier starben nicht wegen Zähneknirschen aus, sondern weil sie Parodontose hatten. Die Beweise sprechen eindeutig für sich und sind u.a. im Naturkundemuseum Berlin zu besichtigen.

Erst die Saurier jetzt wir!

Das Zähneknirschen in der Nacht hat weitreichende Folgen. Normalerweise verteilen sich die Kräfte beim Kauen auf mehrere Zähne. Beim Bruxismus, so lautet der Fachbegriff des Knirschens, lastet eine Gewichtskraft von bis zu 80 Kilo auf einem einzelnen Zahn – und reibt nacheinander Kauwerkzeug für Kauwerkzeug auf.

In der Folge reagieren Zähne immer empfindlicher, vor allem bei süßen oder sauren Speisen. Betroffen ist dann aber nicht nur das Gebiss, sondern auch die Muskulatur. Es treten Verspannungen im Kopf-, Kiefer- und Gesichtsbereich auf. Dazu können sich dann Tinnitus, Rücken- und Halswirbelsäulenbeschwerden gesellen.

Pressen die Betroffenen den Kiefer nachts zu stark zusammen, nähern sich Gelenkkopf und -pfanne, sodass es im Gelenk knirscht. Experten bezeichnen das als craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Zugespitzt können starke Nackenverspannungen auftreten, die auch Migräneattacken hervorrufen können. Oft führt das zu einem Mißbrauch an Schmerztabletten ohne den wahren Auslöser zu kennen.

Die Ursachen des Bruxismus sind bis heute nicht vollständig erforscht. Früher vermuteten Ärzte und Forscher, dass das nächtliche Mahlen einen Sinn mache und etwa dem Abschliff überstehender Kronen oder störender Füllungen dient. Heute steht fest: Bruxismus ist ein physiologischer Vorgang und dient der Stressbewältigigung.

Kommt der Tiger, äh Löwe, knirschen wir mit den Zähnen.

Pack den Tiger in den Tank …

Die Stressthese wird durch Messungen des Hormonspiegels gestützt: An chronischem Stress leidende Patienten weisen eine erhöhte Konzentrationen der Botenstoffe Noradrenalin, Dopamin und Kortisol auf. In Gefahrensituationen sollten diese ursprünglich den Körper auf eine Flucht oder einen Kampf z.B. mit einem Tiger vorbereiten. Unterbleibt nach Belastungen eine solche Reaktion – wer kann schon aus seinem Büro flüchten ohne eine Kündigung fürchten zu müssen? – kann Dauerstress entstehen. Eine Untersuchung im Auftrag der Techniker Krankenkasse kam zum Schluss, dass jeder Dritte unter Stress leidet. Die damit verbundene Hormonschwemme erhöht das Risiko für Infektionen, Bluthochdruck oder einen Schlaganfall. Es täte uns also gut, wenn wir in der Tat aus dem Büro rennen würden. Wenn nur der Chef mitspielen würde … . Wir hätten unseren Stress los und unserem Körper erwas Gutes getan. Denn das Dauerstress nicht nur zu Zähneknirschen, sondern vor allem zu Übergewicht führt, ist bekannt. Auf den Schrecken lässt man sich erst mal etwas schmecken. Auch ein altes Naturgesetz, das in unseren Genen festgeschrieben steht.

In den vergangenen Jahren untersuchten Zahnärzte auch zunehmend das sogenannte Biofeedback. In die Knirscherschiene „Bruxane“ etwa ist ein Chip eingebaut. Er vibriert im Gaumen, sobald die Patienten ihre Kiefer aufeinander reiben. Dadurch entspannt sich die Kaumuskulatur umgehend wieder. Im Schlaf sollen die Betroffenen so lernen, mit dem Knirschen aufzuhören. Auch Begleitsymptome wie Gesichtsschmerzen sowie Schmerzen der Kaumuskulatur und der Kiefergelenke sollen nach dem Einsatz der Vibrierschiene zurückgehen. Zahlreiche Studien bestätigen, dass eine generelle Biofeedback-Therapie der Kaumuskulatur das Knirschen reduziert. Wunder bewirken kann jedoch auch diese Methode leider nicht. Nach dem Absetzen der Aufbißschiene rutschen die Patienten wieder in ihre alten Verhaltensmuster zurück.

Mit Ruhe gegen Knirschen

Derzeit wird geprüft, ob ein Anti-Stress-Training einschließlich Psychotherapie, Genusstraining und Entspannungsverfahren mit den Effekten einer Schiene mithalten kann. Die Psychotherapie funktioniert dabei schneller, doch die Schiene wirkt längere Zeit. Im nächsten Schritt sollten beide Therapien kombiniert werden.

Sehr gute Erfahrungen machen Patienten mit allem, was Stress abbaut. Autogenes Training, Yoga, Hypnose, Psycho- und Physiotherapie oder Akupunktur oder Akupressur lösen Spannungen und mindern das Knirschen deutlich.

Bin ich ein Knirscher? Die Antwort kennt nur der Zahnarzt.

Der Zahnarzt stellt fest, ob die Kaubewegungen behandlungsbedürftig sind. Eher abzuraten ist von Selbsttests im Internet. Bislang habe keine der Fragelisten belegt, dass sie wirklich misst, was sie zu messen vorgibt.

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