In Deutschland hat fast jeder zweite Erwachsene unliebsame Untermieter im Zahnbett. Diese Zahnbetterkrankung, umgangssprachlich Paradontose, korrekt Paradontitis genannt, wird durch bakterielle Entzündungen im Mundraum verursacht. Der Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch ist das ideale Siedlungsgebiet für die Einzeller, die dort Speisereste verwerten und giftige Verdauungssäfte abgeben, die letztendlich zur Freilegung der Zahnhälse und damit langfristig zum Ausfall der Zähne sorgen.
Darüber hinaus hat die Wissenschaft herausgefunden, dass kranke Zähne Herz- und Diabeteserkrankungen begünstigen. Die vor ein paar Monaten vorgelegte Deutsche Mundgesundheitsstudie zeigt aber erfreulicherweise, dass sich die Krankheit dank aller Bemühungen auf dem Rückzug befindet. D.h. die Patienten müssen etwas geändert haben, nur was?
4600 Menschen wurden im Rahmen der Studie überwacht. Sie wurden zu ihrer Ernährung, zu Zahnpflege, Gesundheit und Bildungstand befragt. Im Ergebnis kam heraus, dass rund 11 Millionen Deutsche eine schwere Paradontitis mit tiefen Zahnfleischtaschen haben.
Das hört sich nicht gut an, aber bei der Vorgängerstudie vor zehn Jahren waren es noch viel mehr. Besonders stark ist die Zahl der Betroffenen in den beiden Altersgruppen 35-44 und 65- 74 jährige zurückgegangen.Die Zahl der schwer Betroffenen hat sich hier sogar halbiert. „Mit Sicherheit hat die Abnahme der Paradontitis etwas mit dem Rauchen zu tun,“ meint Thomas Kocher, Uni-Professor in Greifswald und einer der verantwortlichen Autoren der Gesundheitsstudie, In den letzten zehn Jahren hat das rauchen in der Bevölkerung stark abgenommen, befeuert auch durch das öffentliche Rauchverbot. Viele Menschen wissen nicht, dass die Gifte im Rauch nicht nur die Lunge schädigen, sondern direkt im Mundraum angreifen. Sie können dort auch Krebs auslösen und Paradontitis begünstigen. Je nach Zigarettenkonsum haben Raucher ein bis 15fach erhöhtes Risiko, an einer Zahnbetterkrankung zu leiden. Bei Rauchern verläuft die Erkrankung meist heftiger als bei Nichtrauchern. Fatal ist, dass das Rauchen auch eines der wichtigen Hinweise auf die Krankheit unterdrückt, das Zahnfleischbluten. So wird die Erkrankung oftmals erst viel zu spät erkannt und hat dann schon ein bedrohliches Stadium erreicht.
Zahnseide hilft
Unstreitig hilft eine gute Vorsorge gegen diese Krankheit. Hier zeigt die Studie eindeutig einen Zusammenhang. Rund die Hälfte der Erwachsenen benutzt heutzutage Zahnseide. Damit werden eben auch die Zahnzwischenräume geputzt. Vor zehn Jahren war es nur jeder vierte, der Zahnseide regelmäßig anwendete. Bestätigt können sich alle diejenigen fühlen, die regelmäßig zur Zahnprophylaxe gehen: sie haben eindeutig ein gesünderes Zahnfleisch als die übrigen Menschen. Senioren, die einmal im Jahr ihre Zähne haben professionell reinigen lassen, bleiben im Schnitt mehr Zähne erhalten als denjenigen, die sich vor dieser Investition scheuen.
Vorsorge und Nachsorge sind eben entscheidend, da die Krankheit nie wirklich besiegt werden kann. Bei regelmäßiger Kontrolle sollte Ihr Zahnarzt mittels einer Paradontalsonde den Zustand des Zahnfleisches prüfen und gegebenenfalls zu einer Therapie raten.